Altes Kurfürstliches Gymnasium / Bensheim

Unser Konzept (G9)

(Dieses Konzept wird zur Zeit für den verkürzten gymnasialen Bildungsgang überarbeitet. Den Beschluss der Gesamtkonferenz finden Sie hier.)

Arbeit ist eines der anthropologischen Grundphänomene der Aneignung von Welt. Daher öffnet sich das AKG der Berufsorientierung, ohne das Ziel der Allgemeinbildung aus den Augen zu verlieren. Es geht dabei nicht um eine besondere Berufsausbildung, sondern vielmehr um im Vorhinein zu entwickelnde Voraussetzungen, den Aufgaben im Beruf und in der Gesellschaft gerecht werden und zugleich in kritischer Distanz dazu stehen zu können. Eine bloße Anhäufung möglichst vieler unverbundener Einzelfakten oder eine Instrumentalisierung zur Verwertung in der Gesellschaft verfehlen das Ziel. Ebenso wenig können der spezielle Stand gerade aktueller Wissenschaften oder gar gesellschaftspolitische, weltanschauliche Ziele maßgebend sein. Gerechtfertigt werden alle Gegenstände durch die fächerübergreifende Frage: Welcher exemplarische Beitrag wird durch den Umweg über Aneignung von Welt zur Selbstvergewisserung, zur Selbstbestimmung geleistet?

Unser Konzept in der Mittelstufe

In der Mittelstufe beginnen unsere Schüler, Einsichten in das Arbeits- und Wirtschaftsleben zu gewinnen. Das beginnt mit einzelnen Anstößen in Klasse 7 und rückt vor allem in Klasse 9 in den Mittelpunkt.

Worum geht es? Die Schüler/-innen ...

  • gewinnen Erkenntnisse über den arbeitenden Menschen und die sozialen Strukturen von Arbeits- und Wirtschaftswelt,
  • erkunden betriebliche Zusammenhänge,
  • erledigen einfache Arbeitsaufträge und machen erste praktische Arbeitserfahrung
  • vergleichen die eigenen Berufswahlvorstellungen mit der realen Arbeitswelt,
  • entwickeln Sensibilität gegenüber wirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Problemstellungen.

Die freiwillige Teilnahme am alljährlich im April stattfindenden Girls’ Day ermöglicht Schülerinnen der Klassen 6 bis 10, erste Einblicke in die Arbeitswelt zu gewinnen.

Vorbereitet im Fach Politik und Wirtschaft begeben sich die Schülerinnen und Schüler in Klasse 9 auf die selbständige Suche nach einem Praktikumsplatz im Raum Bensheim. Dann verlassen sie - vor den Osterferien - für zwei Wochen die Schule: In diesem Betriebspraktikum erhalten sie erste Einblicke in die konkrete Arbeitswelt und sammeln eigene Erfahrungen in einem Betrieb. Sie werden in der Regel zweimal von ihrem PoWi-Lehrer besucht. In einem Praktikumsheft werten sie ihre Erfahrungen aus. Die Vorbereitung des Betriebspraktikums orientiert sich an den Schwerpunkten Berichtsheft, Verhalten im Praktikumsbetrieb und Erkundungsaufträge (Untersuchungsaspekte: Berufe und Berufsfelder, Betriebsformen, -ziele, betriebliche Strukturen, Ausbildung, Weiterbildung und Aufstiegschancen, Geschichte und Zukunftsperspektive des Praktikumsbetriebes, damit verbundene Veränderungen der Arbeitsplätze)

In der 10. Klasse werden die Erkenntnisse aus dem Betriebspraktikum mit dem Unterrichtsschwerpunkt "Struktur und Entwicklung des regionalen Wirtschaftsraumes" erweitert. Untersuchungsaspekte sind: historische Entwicklung der regionalen Wirtschaftsstruktur, aktuelle Situation, europäischer und globaler Kontext, Arbeitsplatzangebot, Siedlungsstruktur, Infrastruktur, regionale und kommunale Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung; Interessen und Forderungen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region (Lebensqualität, Berufsperspektiven - Zielkonflikte)

Unser Konzept in der Oberstufe

Berufsorientierung der Oberstufe im weiteren Sinne bedeutet die Entwicklung von Berufs- und Studierfähigkeit in allen Fächern und in allen drei Jahrgangsstufen.

Im engeren Sinne zielt die Berufsorientierung an unserer Schule in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 auf eine kritisch-produktive Auseinandersetzung mit der Berufs- und Arbeitswelt, aber auch auf konkrete Informationen und Hilfen zur Studien- und Berufswahl. Darin liegt zunächst die Aufgabe der Orientierung, die über punktuelle Informationen hinaus geht.

Wir wollen in einer immer unübersichtlicher sich darbietenden Erwerbswelt das Spektrum vorhandener Berufsfelder darstellen und einen ersten Einblick in die Struktur einzelner Berufe ermöglichen und damit Wege nach dem Abitur aufzeigen - sei es für ein Studium oder für eine berufliche Ausbildung. Wir bemühen uns gemeinsam und mit Hilfe externer Partner, die bestmöglichen Informationsquellen zu erschließen, um den Heranwachsenden ein Koordinatensystem zu vermitteln, in dessen Bezugsrahmen sich individuell sehr unterschiedliche Suchbewegungen entwickeln können. Am Ende eines längeren Prozesses soll eine möglichst gut begründete eigene Entscheidung stehen.

Das Betriebspraktikum in Jahrgangsstufe 11 und Hochschulerkundungen im Rahmen der Leistungskurse dienen dem Kennenlernen eines Berufsfeldes; beide Formen der Berufsorientierung halten wir für geeignet, neue Impulse für die Fächerauswahl in der Qualifikationsphase und das zielgerichtete Lernen für das Abitur zu vermitteln. Tutoren wie Fachunterricht Politik und Wirtschaft unterstützen in dieser Eingangsphase der Oberstufe einen Prozess zunehmender Selbständigkeit bei der Durchführung und Reflexion der Erkundungen in Betrieb und Hochschule.

Durch Betriebsbesichtigungen sowie fachspezifische berufs- und studienkundliche Informationen insbesondere in den Leistungskursen der Jahrgangsstufen 12 und 13 möchten wir darüber hinaus erreichen, dass die jungen Erwachsenen ihre eigenen Interessen besser kennen lernen und durch vielfältige Anstöße angeregt werden, über die Vereinbarkeit ihrer Wünsche mit ihren Fähigkeiten sowie den Gegebenheiten des Arbeitsmarkts nachzudenken.

Jahrgangsstufe 11

Die Intensivphase der Berufsorientierung liegt in der Jahrgangsstufe 11. Neben der Tatsache, dass mit dem Eintritt in die gymnasiale Oberstufe die erste berufsrelevante Entscheidung gefallen ist, sehen wir den wichtigsten Grund für diese zeitliche Festlegung in der erhofften Rückwirkung auf Motivation und Ernsthaftigkeit in der bevorstehenden Qualifikationsphase.

Der Blick richtet sich jedoch auch auf die Zeit nach dem Abitur: Diejenigen, die sich um eine Ausbildung bei einem Unternehmen bewerben wollen, beginnen damit bereits in 12.1 oder 12.2. Wer sich zu Beginn der Jgst. 13 bewirbt, legt seine Zeugnisse von 12.1 und 12.2 vor. Eine curriculare Anbindung an das Fach Politik und Wirtschaft (Kurs 11.1) ist gut möglich. Auch läge ein Praktikum in Jgst. 12 zu spät für eine rechtzeitige Bewerbung an der Berufsakademie. Hinzu kommt die Überlegung, den Unterricht in der Qualifikationsphase nicht durch ein 14-tägiges Praktikum zu unterbrechen.

Die Schüler absolvieren ein 14tägiges Praktikum in einem selbst gewählten Betrieb. Der Fachunterricht Politik und Wirtschaft bereitet das Praktikum vor und wertet es aus. Tutoren regen das Gespräch über eigene Berufsvorstellungen an, sie geben Hilfestellungen, um eigene Fähigkeiten und Interessen, Schwächen und Defizite zu identifizieren.

Sind von der Schulamt vorgegebene Bedingungen erfüllt, kann die Schule in Einzelfällen ein Praktikum im Ausland genehmigen. Die Entscheidung trifft die betreuende Lehrkraft im Benehmen mit dem Fachbereichsleiter. Die Einzelfallprüfung ist verbindlich.

In einem der Vorleistungskurse findet eine Exkursion zu einer Hochschule in unserer Region statt.

Jahrgangsstufe 12/13

Die berufsorientierenden Aspekte der Qualifikationsstufe sind größtenteils dem Unterricht in den verschiedenen Fächern zugeordnet, hängen also von den Lehrplänen, den Übereinkünften in den Fachkonferenzen und - vor allem! - von der Initiative der Lehrkräfte ab. Auch in den Tutorengruppen können individuelle Beratungen angeboten und Gruppendiskussionen initiiert werden.

In den Jahrgangsstufen 12 und 13 liegt der Schwerpunkt der Berufsorientierung einerseits im Fach Politik und Wirtschaft (z.B. im Rahmen des Ökonomie-Kurses 12.1); andererseits werden berufskundliche Informationen ebenso wie lernmethodische Fähigkeiten in den Leistungskursen aller Fächer vermittelt, und zwar nicht allein in besonderen Exkursionen, sondern auch durch die Bewusstmachung von Schlüsselqualifikationen, durch Thematisierung eigener Lernerfahrungen. Fächerübergreifende Unterrichtsverfahren und Kleinprojekte können nicht in der Schule repräsentierte Studienfächer den Schülern vorstellen (Einladung z.B. von Juristen, Medizinern, Technikern). - Darüber hinaus finden punktuelle Informationsveranstaltungen (z.B. im Rahmen der AKG-Foren) statt. Die Schüler erhalten Gelegenheit, externe Informationsangebote wahrzunehmen:

In Jgst. 12 nehmen alle Schüler an einem von der Schule festgelegten Tag an den hobit-Veranstaltungen in Darmstadt teil. Außerdem können sie einzelne Informationstage der Universität Mainz bzw. von Universitäten im Rhein-Neckar-Raum besuchen.

Für die Schüler aller Tutorengruppen finden regelmäßig schulinterne individuelle Beratungen durch Experten des Arbeitsamtes Darmstadt statt. Die Teilnahme an einem professionell angelegten Eignungstest zur Berufswahl (EBW) wird allen Schülern angeboten. Jeder Teilnehmer erhält ein ausführliches, individuelles Gutachten.

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Die Studien- und Berufsorientierung am AKG im Überblick